Digitale Transformation – Teil III

Drei Bausteine doch keine „Blueprints“


Machen ist wie wollen – nur krasser!
Hans-Uwe L. Köhler

Kurz gesagt – es gibt für Deine „Digitale Transformation“ kein Patentrezept. Die in den beiden vorhergehenden Artikeln beschriebenen Bausteine einer „Digitalen Transformation“ bieten sicher so etwas wie „Orientierung“, jedoch keine universell passende Rezeptur – auch wenn viele Beratungsunternehmen fest an das Funktionieren ihrer eigenen Rezepturen glauben mögen – es funktioniert nicht! Das liegt daran, das jede Organisation auf ihre ganz eigene Art und Weise individuell komplex ist und damit eine Transformation mit einfachen, linearen „Ursache & Wirkung“-Schablonen nicht zu gestalten ist (siehe auch „Das Cynefin-Modell“ und „Die fünf Merkmale komplexer Situationen“). Schon Albert Einstein wies pointiert darauf hin, dass Probleme nicht mit der Denke gelöst werden können, durch die sie überhaupt erst entstanden sind. Nur in ihrem Scheitern weisen Transformationsprojekte immer wieder Gemeinsamkeiten auf – von den „Gallischen Dörfern“ bis hin zu überforderten, genervten Mitarbeitenden, hohen Krankenständen und Niederlagen im „War for Talents“. Vielleich helfen Dir diese Tipps & Tricks aus meiner eigenen Erfahrung Deine Transformationsprozesse erfolgreich zu gestalten und in „Time & Budget“ über die Ziellinie zu bringen.

  1. Fang damit an, Dir zusammen mit Deinen Directs das aktuelle Businessmodell Deines Unternehmens klarzumachen. Klingt einfach – oder? Doch ich erlebe es immer wieder, dass die Vorstellungen diesbezüglich in den Köpfen des Top-Managements weit auseinander gehen. Wenn das in Deinem Führungsteam nicht der Fall sein sollte – super! Tu es dennoch und Du gewinnst die Gewissheit, dass ihr zusammen auf die gleiche Landkarte schaut und (Neu-Hochdeutsch) ein „Aglinement“ kreiert habt.
  2. Im nächsten Schritt solltest Du in diesem Workshop „Dein Unternehmen zerstören (bevor es jemand anderes tut…)“. Es geht darum, Dein Geschäftsmodell auf den Prüfstand zu stellen und vorbereitet zu sein für den Fall, dass ein scheinbar aus dem Nichts kommendes StartUp mit einer digitalisierten Version Deines Geschäftsmodells Dich in die Defensive zwingt. Wie das geht, zeige ich Dir gerne in einem persönlichen „Flippchart Sparring“.
  3. Im dritten Schritt kannst Du jetzt zusammen mit Deinem Führungsteam einen ersten Blick in die Zukunft werfen und mit der „Business Canvas“-Methode das digitale Geschäftsmodell der Zukunft entwerfen.
  4. Daraus solltest Du im Folgenden das anstehende Transformationsprojekt skizzieren und sicherstellen, dass
    • der „Need for Change“ klar und deutlich herausgearbeitet ist
    • Dein Unternehmen ein attraktives Leitbild hat – basierend auf der Mission, der Vision und den Werten Deines Unternehmens
    • Du mit einer differenzierten Kommunikationsstrategie arbeitest
    • Du weißt, wie Du Betroffene zu Beteiligten machen können wirst
    • alle Führungskräfte voll hinter der Sache stehen und mit Dir am selben Strang ziehen
    • ein schlagkräftiges Projektteam an die Arbeit gehen kann und hinreichend Zeit für die Transformation und
    • ausreichend Ressourcen über mehrere Jahre zur Verfügung stehen
    • in Deinem Unternehmen alle Wertschöpfung auf die Begeisterung Deiner Kunden abzielt
    • Du einen erfahrenen Sparringspartner an Deiner Seite hast

„Das größte Missverständnis mit der Kommunikation ist die Illusion, sie hätte stattgefunden.“
George Bernard Shaw

„It’s all about Communication, Stupid!“

Dieses Zitat geht zurück auf Bill Clinton, der es in den 90zigern auf die „Ökonomie“ hin formulierte. Ich habe es bereits in meinen ersten Change Projekten in dieser Abwandlung genutzt, um die Bedeutung der Kommunikation in jeder Form von Transformationsvorhaben zu unterstreichen! Leider wird der Kommunikation in jeder Hinsicht viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt – selten wird sie strategisch gesehen und im ärgsten Fall wird sie als lästig und überflüssig betrachtet. Manchmal sogar als „Sozialer Klimbim“ bezeichnet und aus dem Budgetplan gestrichen. Fakt ist (siehe die bereits erwähnte Studie von Porsche Consulting), dass von den 80% der gescheiterten Transformationsprojekte die meisten an mangelhaften bzw. ganz fehlenden strategischen Kommunikationskonzepten litten. Das sollte Dir zu denken geben!

„Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis größer als in der Theorie.“
Ernst Ferstl

Also – Was tun?

Für jedwede Form einer gelungenen Transformation bedarf es eines „existenziellen Problems“ und einer Zielvorstellung, einer Vision für die Zeit nach dessen Beseitigung. Dieser „Need for Change“ kann gar nicht drastisch genug herausgearbeitet werden. Er beschreibt den „Schmerz“ und damit den Anlass für die notwendigen Veränderungen in Deinem Unternehmen. Auf der anderen Seite bedarf es einer großartigen Vision von der Zukunft, für die es sich lohnt, all die Strapazen der Veränderung auf sich zu nehmen. In all meinen Transformationsprojekten setze ich mich vehement ein für ein gut balanciertes Kommunikationskonzept zwischen existentieller Notwendigkeit und Nutzung der sich bietenden Chancen für die Gestaltung einer wünschenswerten Zukunft.

Und wann ist genug, auch wirklich genug?

Naja, wie Du sicher auch weißt, sind Vorhersagen extrem schwierig – insbesondere in Hinblick auf die Zukunft! Doch zwei einfache Fragestellungen können hier wegweisend sein.

  1. Wird Dein aktuelles Geschäftsmodell direkt durch digitale Disruptionen bedroht? Könnte bereits schon morgen ein Wettbewerber mit digitalen Versionen Deiner Kernprozesse Dir das Wasser abgraben? Ist Deine Antwort „Ja, schon möglich“, dann solltest Du (wenn Du es nicht bereits getan hast) schnellstmöglich in die Gänge kommen.
  2. Sollte Deine Wertschöpfungskette hingegen nur marginal von digitalen Disruptionen bedroht sein, könnte auch eine „sanfte“ Digitalisierung Deiner Kernprozesse bereits hinreichend sein und sicherstellen, dass Dein Unternehmen „Dynamikrobust“ aufgestellt ist und es seine Märkte in der Zukunft mit innovativen Produkten und Services überraschen wird.

Und das Ende? Wann ist es genug mit der digitalen Transformation? Nach meiner Erfahrung der vergangenen Dekaden geht es hinter dem Horizont erst so richtig los! Wenn wir einen Blick zurückwerfen und noch einmal den Bordcomputer von Apollo 11 mit dem Iphone 4 vergleichen, stellt sich doch die Frage, warum sich die Geschwindigkeit der Digitalisierung künftig verlangsamen sollte. Oder? Du wirst also mittelfristig auf keinem der beiden Wege darum herumkommen, den „Digitalen Mindset“ zu einem prägenden Teil Deiner Unternehmenskultur werden zu lassen. Dieser Mindset wird dann in der Zukunft auf vielen Ebenen Deines Geschäftsmodells die (dynamische!) Balance zwischen Beziehungsqualität und Ergebnisqualität, sowie zwischen Sinnstiftung und Profitabilität sicherstellen! Ob Kundenbindung und -nähe oder „Business Exzellenz“: Wenn Du Deine Prozesse und aktuelle Softwarelösungen effektiv miteinander verknüpfst, profitierst Du von schnellen und reibungslosen Prozessen und einer signifikanten Verminderung von Streu- und Reibungsverlusten ebenso wie der Eliminierung von Blind- und Fehlleistungen. Das verschafft Wettbewerbsvorteile, erleichtert den Zutritt zu neuen Märkten und bildet die Basis für Wachstum und Innovationen. Das es letztlich auch Deine Attraktivität als Arbeitgeber stärkt, wird sicher ein Vorteil im „War for Talents“ sein… und Du drehst Deinem Wettbewerb eine Nase!

„Erfolg ist eine Folge – Was für ein Glück!“
HansJörg Schumacher

Fazit – „Digital Business Transformation“ hat höchste Priorität

Welche Alternative gibt es für Dich zur digitalen Transformation? Vermutlich keine…! Nach meiner Erfahrung aus den vergangenen Jahren ist sie in den allermeisten Fällen eine zwingende Voraussetzung für eine dynamikrobuste Zukunft in der V.U.K.A.-Welt. Eine erfolgreiche digitale Transformation basiert – wie gezeigt – auf drei Säulen. Es geht zum einen um die konsequente Digitalisierung Deiner Kernprozesse und den Einsatz modernster, digitaler Technologien in allen Prozessen der Wertschöpfungskette. Weiter bedarf es, zum Zweiten, einer auf Vertrauen basierenden Kultur der Selbstorganisation und Eigenverantwortung aller Mitarbeitenden jenseits von „scientific management“ und tayloristischer Tradition von Aufbau- und Ablauforganisation. Und zum Dritten hängt es an Deiner Bereitschaft als Unternehmer, konsequent auf Innovationen zu setzen, und Deine Kunden durch Produkte und Services zu begeistern, die weit über Dein heutiges Geschäftsmodell hinausgehen. Ich wünsche Dir extrem viel Spaß an Deinen Erfolgen!