Lean Startup – Ein MindSet nicht nur für StartUps!

Lean Startup – Ein MindSet nicht nur für StartUps

The biggest risk for entrepreneurs
is that they’ll create a product that
absolutely no one wants to buy.

Blaz Kos
(Autor und Manager)

Kennst Du diese Situationen auch aus Deiner (etablierten) Organisation?

  • unzählige Meetings ohne Beschluss & Ergebnis
  • erst nach langer Bedenkzeit getroffene Entscheidungen
  • „Time-to-Market“ misst sich in Äonen
  • Transformationsprozesse bleiben regelmäßig in der „Lehmschicht“ hängen
  • und „Agilität“ halten Deine Kollegen für ein neues Brettspiel aus Ravensburg?

Um diese Probleme erfolgreich anzugehen, könnte Dir die Lean-Startup-Methode inspirierende Impulse und zielführende Unterstützung liefern.

Was ist das eigentlich – „Lean Startup“?

„Lean Startup“ steht für eine Methode, mit der Du als Unternehmer ein Geschäftsmodell oder ein Produkt schnell und mit wenig Kapital bzw. knappen Ressourcen (Bootstrapping*) aufbauen kannst. Als Basis dafür dient das sogenannte „Validated Learning“. Nach diesem Ansatz stellst Du (zusammen mit Deinem Team) Hypothesen auf, die Du im Prozess des „Build, Measure, Learn“-Ansatzes bestätigst oder auch widerlegst und verwirfst.

Die Lean-Startup-Methode – Wo kommt sie her?

Die Lean-Startup-Methode geht zurück auf Eric Ries, Autor und Entrepreneur. Aus den Fehlern seines Unternehmens IMVU bei der Entwicklung eines 3D-Chat-Systems zog er seine Lehren und entwickelte seine Lean-Startup-Methode. Diese Methode beschreibt er in seinem 2011 erschienenen Buch „The Lean Startup“. In Deutschland erschienen 2012 unter dem Titel „Lean Startup: Schnell, risikolos und erfolgreich Unternehmen gründen“.

Das Buch gehört zur Standardlektüre von Unternehmensgründern und wird von vielen Experten empfohlen. Die darin gegebenen Hinweise von Eric Ries eignen sich hervorragend (nicht nur) für Startups und KMU, sondern auch ebenso für Konzerne und Non-Profit-Organisationen.

Die Idee an sich hinter der Lean-Startup-Methode ist nicht neu, daraus macht Eric Ries auch kein Geheimnis. Er legt die Quellen seines Modells offen und betont vor allem die Wurzeln im Lean Management & Manufacturing japanischer Lesart und agiler Softwareentwicklung (Agiles Manifest*). Hier übernahm er einzelne Komponenten und bildete daraus seine Methode zum Aufbau eines schlanken, agilen und marktorientierten Unternehmens.

Zitat aus dem Vorwort seines Buches: „Entrepreneurship hat mit Management zu tun […] Es scheint, als wären Entrepreneure cool, innovativ und spannend und Manager langweilig, ernst und emotionslos. Es ist an der Zeit, dieses Vorurteil unter die Lupe zu nehmen.“

Ries macht deutlich, dass es in kleinen wie auch großen Unternehmen Entrepreneure geben kann, die Innovationen kreieren und treiben.

Worin liegt der Mehrwert der Lean-Startup-Methode?

Wenn Du als Unternehmer auf dem klassischen Weg neue Produkte, Dienstleistungen oder ein neues Geschäftsmodell entwickelst, begibst Du Dich auf unerforschtes, unsicheres Terrain. Du kannst noch nicht genau wissen, wer genau die Zielgruppe Deines Angebotes sein wird, noch ob diese dieses Angebot begeistert aufnehmen und anwenden wird. Es stehen viele Vorannahmen und Hypothesen im Raum. Entwickelst Du Dein neues Produkt nach klassischen Projektmanagement-Methoden wie der Wasserfall-Methode, dauert es womöglich viele Monate oder gar Jahre bis zur Marktreife und -einführung. Erst dann bekommst Du ein Feedback dazu, wie Dein Angebot ankommt. Diese Vorgehensweise ist heikel und kann sehr kostspielig sein.

Startups und auch klein- und mittelständische Unternehmen können auf Grund ihrer Kapitalausstattung ein derartiges Risiko oft überhaupt nicht eingehen. Eric Ries empfiehlt in dieser Situation ein Vorgehen nach seiner Lean-Startup-Methode. Sie macht es möglich, in kurzen zeitlichen Intervallen das Feedback der definierten Zielgruppen, des Marktes einzuholen und iterativ (schrittweise) das Produkt bzw. den Service auf die Anforderungen von Markt und Kunden hin zu optimieren und den Nutzen gezielt zu steigern.

Die Kernelemente des Modells – BML und MVP

Eric Ries propagiert, dass Unternehmen (egal welcher Größe) sich bei der Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleistungen verhalten sollten wie ein StartUp – heißt, nach der Methodik des validierten Lernens vorzugehen. Dieses besteht aus dem BML-Prozess, der als Zyklus ausgelegt ist und an das klassische Plan-Do-Check-Act (PDCA-Zyklus) erinnert.

Das Akronym BML steht für Build, Measure und Learn.

BML steht für Build, Measure und Learn

Was bedeutet das im Einzelnen?

  • Zuerst sammelst Du (am besten zusammen mit Deinem Team) Ideen und schreibst ein erstes, grobes Konzept. Dieses Konzept baut im Wesentlichen auf Hypothesen auf.
  • Basierend auf den wichtigsten Hypothesen daraus setzt Du bzw. Dein Projektteam im 2. Schritt eine erste Version des Produktes oder Services um: das Minmal Viable Product. Das Minimum Viable Product (MVP) ist eine besondere Form des Prototypings. Während bei einem klassischen Prototyp zahlreiche Funktionen nur angedeutet und nicht funktionstüchtig sind (denke bitte mal zurück an Bill Gates und die erste Version von MS-Windows), sind bei einem MVP die Features voll funktionsfähig. Allerdings ist die Anzahl dieser Funktionen in den ersten Releases stark begrenzt.
  • Das Projektteam testet im 3. Schritt das MVP am Markt und sammelt dabei so viel Feedback von den Anwendern wie möglich.
  • Mit den erhobenen Daten und den gewonnenen Informationen lassen sich im 4. Schritt nun die aufgestellten Hypothesen bestätigen oder widerlegen. Du und Dein Projektteam lernt daraus, ob das Konzept passt oder auch nicht und stellt neue Hypothesen auf.
  • Im 5. Schritt beginnt der BML-Zyklus von vorn.

Experimente sind die besseren Projekte

Viele digitale Angebote wie Apps, Software, Onlineshops eignen sich bestens für ein Vorgehen nach der Lean-Startup-Methode. Diese lassen sich heutzutage in der Regel mit einem überschaubaren Budget und in kurzer Zeit entwickeln und zur Marktreife bringen. Doch auch Transformations- und Organisationsentwicklungsprojekte, wie im folgenden Beispiel geschildert, lassen sich nach diesem Modell gestalten.

Ein mittelständisches Unternehmen sieht sich gezwungen seinen B2B-Vertrieb zu digitalisieren, um zukunftsfähig zu bleiben und dynamikrobust im Markt bestehen zu können. Dafür entwickelt es auf Empfehlung eines externen Beraters das Konzept einer Omnichannel-Plattform. Diese Plattform soll künftig von Geschäftskunden und vom Accountmanagement genutzt werden. Um diese Idee umzusetzen, müsste das Unternehmen nach einer klassischen Vorgehensweise mindestens mit zwei bis drei Jahren für Entwicklung und Roll-Out rechnen, sowie eine Investition im ein- bis zweistelligen Millionenbereich budgetieren.

Die Risiken eines solch komplexen Vorhabens und die Herausforderungen des Transformationsprozesses selbst einmal außenvorgelassen, stellt sich doch die Frage: Brauchen die bestehenden Kunden eine derartige Plattform überhaupt? Was erwarten sie von Seiten der Funktionalität? Welchen Nutzen bietet sich hier für den Kunden? Welche Rationalisierungspotentiale lassen sich hier für beide Seiten erschließen?

Eine Lösung könnte nach der Lean-Startup-Methode wie folgt aussehen: Das Unternehmen setzt ein Team auf, das als Lean-Startup agiert, als Unternehmen im Unternehmen mit vollem Flankenschutz seitens des Top-Managements. Dieses Team entwickelt zuerst mit einer kostenlosen Open-Source-Software ein MVP: einen Onlineshop, der zunächst nur wenige Produkte und Funktionen bietet und ausgewählten Kunden zum Test angeboten wird. Die ermittelten Daten und gesammelten Informationen dienen dann dazu, in iterativen Schleifen das Angebot zu erweitern und zu perfektionieren – stets in „Co-Creation“ mit den Nutzern.

Bekannte Lean-Startups

Es gibt zahlreiche Unternehmen und Produkte, die in den vergangenen Jahren als Lean Startups begannen – Airbnb, Buffer, Android, N26, Dropbox – um nur einige zu erwähnen.

Die Gründer von „Dropbox“ Arash Ferdowsi und Drew Houston hatten die Vision eines Online-Speicherdienstes, der vom User einfach zu bedienen sein sollte. Am Anfang gab es als MVP nur ein Video, das den Dienst vorstellte. Damit konnten sie genügend Interesse im Markt wecken und Investoren begeistern. Die Umsetzung ihrer Idee erfolgte dann iterativ in enger Zusammenarbeit mit dem Markt.

Ebenso simpel startete auch Airbnb, ursprünglich Airbedandbreakfast. In der ersten Fassung gab es damals zur Gründung 2008 nur eine simple Webseite, auf der einige wenige Übernachtungsmöglichkeiten offeriert wurden.

Kann das jedes Unternehmen?

Eric Ries vertritt die Überzeugung, JA! jedes Unternehmen kann unabhängig von seiner Größe und der Komplexität seiner Organisation wie ein „Lean Startup“ agieren. Es ist in der Quintessenz eine Frage der Unternehmenskultur. Je konservativer, je tayloristischer und auf Order & Command basierend die Organisation arbeitet, je stärker die „Blaming & Cover-Your-Ass-Culture“ desto schwieriger wird es im Tagesgeschäft sein, nach dem Modell von Eric Ries zu arbeiten. Auch gibt es sicher Produkte und Services, die eine „Null-Fehler-Strategie“ zwingend erfordern – denn wer von uns würde schon gerne Passagier in einem MVP-Flieger sein wollen?

Beziehungsqualität entscheidet über Ergebnisqualität

Ist die Kultur Deiner Unternehmung jedoch von gegenseitigem Vertrauen gekennzeichnet, ist die Konfliktfähigkeit gut ausgeprägt, ist das Engagement der Mitarbeitenden hoch und sind Eigen- und Ergebnisverantwortung entwickelt – dann sind das Denken und Vorgehen als „Lean Startup“ eine gute Methode, um innovativ und dynamikrobust die Zukunft Deines Unternehmens zu gestalten!

Neugierig geworden? In meinem aktuellen WhitePaper „Lean Startup – Entrepreneurship leichtgemacht“ findest Du weiter- und tiefergehende Informationen zusammen mit dem Angebot für einen „Lean Startup Boxenstopp“!

*Bootstrapping = Form der Gründungsfinanzierung, bei der die Strategie des Start-ups und die Realisierung des Gründungsvorhabens an ein sehr enges Budget und knappe Ressourcen angepasst sind. Ziel ist die Vermeidung von Ausgaben bei gleichzeitiger Maximierung der Einnahmen. Ratsam ist die Bootstrap Finanzierung vor allem bei einer Gründung nach dem Low-Budget-Model.