Miteinander spielen, ernsthaft? Ernsthaft!

LEGO® SERIOUS PLAY® ist mit Sicherheit nicht nur etwas für Kinder! Für mich und aus meiner Erfahrung als Facilitator / Moderator ist es eine großartige Möglichkeit, um mit den Händen zu denken, um spielerisch ernste Themen zu bearbeiten, um alleine oder gemeinsam auf neue Gedanken zu kommen… Dabei ist die Methode in unterschiedlichsten Themen in Workshopformaten einsetzbar. Von einer Mediation im (Projekt-) Team über die strategische Planung bis hin zu einer Leitbildentwicklung und bei jeder Art von Transformationsprojekt – egal ob digital oder agil!

Ich bin kein zertifizierter LEGO® SERIOUS PLAY® Facilitator. Aber ich verwende Lego-Bausteine gerne als Bestandteil von meinen Workshops und orientiere mich an der Methode des LEGO® SERIOUS PLAY®. Die Arbeit an sich ist fantastisch: es ist unterhaltsam und extrem effektiv. Ganze Workshops können mit der LSP-Methode durchgeführt und erfolgreich gestaltet werden.

LEGO® SERIOUS PLAY® ist nach meiner Erfahrung eine förderliche Intervention um komplexe Fragen in Teams (wie auch im Einzel-Coaching!) anzusprechen und zu visualisieren. In einem sicheren Umfeld und mit einer spielerischen Atmosphäre werden die Teilnehmer dazu gebracht aus ihrer Komfortzone herauszutreten, um das eigene Wissen und die eigenen Ansichten anschaulich mithilfe von LEGO®-Modellen zu visualisieren und um neue Erkenntnisse über die Ideen der anderen Teilnehmer zu gewinnen. Das “Serious Play” ist ein tiefgründiger und ernsthafter Prozess, der in einem spielerischen Kontext eine zielführende Kommunikation und nachhaltige Durchdringung von komplexen Themen ermöglicht. Dadurch werden belastbare Ergebnisse geschaffen, weil die Modelle schnell erkennen lassen, wie zuverlässig eine Idee wirklich unter allen Umständen ist oder ob das Modell scheitert. Alle Beteiligten sind in diesem Prozess stets zu 100% gefordert und können sich nicht einfach mal so ausklinken. Zudem ist es unterhaltsam und macht viel Spaß, weil es anspruchsvoll ist.

Kurz zur Geschichte

Am Anfang wurde die Methode für das interne Krisenmanagement bei LEGO® in der Mitte der 1990er Jahre eingesetzt. Der ehemalige CEO und Enkel des Lego-Gründers Kjeld Kirk Kristiansen suchte eine Alternative zu den aus seiner Sicht veralteten Strategieentwicklungs-Methoden. Sein Management-Wissen und die Erfahrung in den Bereichen Strategie-Entwicklung, adaptive komplexe Systeme, Leadership und Organisationsentwicklung führten zu den ersten Versionen der Methode. Robert Rasmussen, der damalige Director of Product Development, hat die Theorie dann zu einer praktisch anwendbaren Prozess-Methodik ausgebaut. Seit Juni 2010 ist LEGO® Creative Commons Lizenz für alle öffentlich nutzbar.

Der große Nutzen der LSP-Methode liegt darin, dass sie Gruppen dabei hilft zu erkennen, ein Teil eines großen Spektrums menschlicher Zusammenarbeit zu sein. Durch das Erkennen des Kontexts in seiner Komplexität, einschließlich der eigenen Stärken und Schwächen, der kulturellen Gegebenheiten und der Gesamtzusammenhänge, kann das Spielergebnis in verschiedenen Szenarios getestet werden. Die Teilnehmer einer Gruppe erwerben so wertvolle Erkenntnisse und gewinnen an Zuversicht für die Lösung künftiger Fragen und Meisterung aktueller Herausforderungen. Sie übernehmen außerdem die Verantwortung für das eigene Handeln und ihren Beitrag zum Gelingen des Großen & Ganzen.

LSP basiert auf der grundlegenden Idee, dass jeder Gedanke, jedes Erlebnis oder Vorhaben mit Legosteinen gebaut werden kann. Fünf zusätzliche, zentrale Ideen kommen hinzu:

  • Als Führungskraft hast Du nie auf alle Fragen eine passende Antwort! Der Erfolg Deines Teams hängt davon ab, wie das gemeinsame Wissen genutzt und weiterentwickelt werden kann.
  • Menschen sind von Natur aus darauf ausgerichtet, etwas zum Großen und Ganzen beitragen zu wollen und Verantwortung dafür zu übernehmen.
  • Ein Geschäftsmodell ist erfolgreicher, wenn es den Teammitgliedern verantwortungsvolle Rollen ermöglicht und ihnen erlaubt, auf die eigenen Erfolge stolz zu sein.
  • Die Zusammenarbeit der Teams ist oft sub-optimal, da das kollektive Wissen des Teams nicht stimuliert und effektiv ausgeschöpft wird.
  • Wir leben in einer komplexen Welt, in der die Lernfähigkeit und Anpassungsfähigkeit des Einzelnen ebenso gefordert sind, wie das Lernen der Organisation als Ganzes.

Der Prozess selbst spielt hier die zentrale Rolle – er ist schlicht die Essenz an sich! Als erfahrener Moderator nutze ich die Komplexität des Werkzeugs so, dass die spielerischen und kreativen Aspekte im Vordergrund stehen. So komme ich mit der nötigen Leichtigkeit zu soliden Ergebnissen. Der Prozess besteht aus vier Schritten:

  1. Die Herausforderung: Es wird ein Problem formuliert, für das es keine einfache und klare Lösung gibt.
  2. Das Modell: Um sicherzustellen, dass jeder am Prozess teilnimmt und Ideen und Gedanken gleichermaßen eingebracht werden können, erhält jeder einzelne Teilnehmer von mir ein speziell für LSP zusammengestelltes Set von LEGO® Steinen – das sogenannte „Exploration-Bag“. Die Teilnehmenden nehmen ihre Fantasie und kreativen Ideen und erstellen damit ein Modell zu einer bestimmten Fragestellung. Beispiel: „Worauf möchtest du dich in den nächsten Monaten konzentrieren?“ oder „Was sind meine Stärken? Was sind meine Schwächen?“ und „Was zeichnet mich und meinen Charakter aus?“ Indem meine Teilnehmenden bzw. meine Coachees dem Motto “Vertraue deinen Händen” folgen, gelangt ihr unbewusstes Wissen zum Einsatz und zeigt häufig verblüffende Resultate.
  3. „Story Telling“ und Präsentation der individuellen Modelle: Jeder im Team erzählt im Anschluss die Geschichte seines Modells. Während der Erzählung richten alle Augen sich nicht auf den Erzähler, sondern lediglich auf das Modell. Das Konzept dahinter ist, dass man erst dann wirklich weiß, was man denkt, wenn man seine Gedanken in Worte fasst und sie in sinnvolle Zusammenhänge bringen kann.
  4. Reflektion und Dialog: Um die jeweilige Geschichte zum Modell zu vertiefen werden die anderen Teilnehmer aufgerufen zu durchdenken, was das Modell in ihren Augen zeigt. Im Rahmen der LEGO®-SERIOUS-PLAY®-Etikette dürfen Fragen zum Modell gestellt werden, jedoch Kritik an der Person oder am Modell ist ein No-Go! Wir fragen im Workshop nicht nach dem „warum“, sondern nur danach, welche Bedeutung das Gebaute für den Erbauer hat. Das dient dem Schutz der Persönlichkeit des Modelbauers und erspart umständliche Erklärungsversuche.

Es empfiehlt sich, die einzelnen Schritte des Kernprozesses einzuhalten. Doch ich selber nehme mir die Freiheit und passe es gelegentlich situativ und kontextspezifisch an.

Danach können weitere Interventionen folgen, wie zum Beispiel:

Landscaping: Um eine „Landschaft“ zu gestalten, werden die einzelnen Modelle auf dem Tisch zusammengefügt. Dabei werden alle individuellen Auffassungen berücksichtigt und Muster herausgearbeitet. Die einzelnen Modelle bleiben dabei so, wie sie sind und werden zueinander in Bezug gesetzt. So kann ich als Moderator eine Meta-Ebene konstruieren, das Verständnis der einzelnen Aspekte stärken und zu einer Priorisierung der Aufgaben beitragen.

Shared Models: Aus den einzelnen Modellen werden die für die Teilnehmenden wichtigsten Aspekte in ein gemeinsames Modell zusammengeführt. Hier geht es darum, dass sich jeder Einzelne in dem Modell wiederfindet und sein individueller Beitrag gewürdigt wird. Dies schafft eine Ausrichtung auf das große Ganze. Gemeinsame Modelle sind besonders hilfreich, wenn man zum Beispiel an einer Strategie oder an einem Unternehmensleitbild arbeitet. So wird die Komplexität des Vorhabens für jeden im Workshop sicht- und greifbar.

Systeme und Verbindungen: Lego bietet diverse Erweiterungssets an, die besondere Verbindungselemente enthalten und so das Spektrum der Darstellungsmöglichkeiten erweitern. Hier findet sich eine große Auswahl an Figuren, Tieren und bestimmten Legoelementen wie Leitern, Schatzkisten, Rädern und Bäumen. Sehr nützlich zum Beispiel bei einem „Value Stream Mapping“.

Die LEGO®-SERIOUS-PLAY®-Methode deckt insgesamt ein sehr breites Spektrum von Einsatzmöglichkeiten ab. In meinen Transformationsprojekten und Workshops nutze ich LSP vor allem für:

  • Entwicklung der Unternehmensidentität (Corporate Identity) und der Unternehmenswerte (Guiding Principles)
  • Erarbeitung der unternehmerischen Vision und des Leitbildes
  • Transformation und Change Management
  • Organisations- und Personalentwicklung
  • Identitätsfindung bei Fusionen von Abteilungen und Unternehmen
  • Teambuilding und Konfliktmanagement
  • Strategieentwicklung und Design Thinking zusammen mit
  • Rapid Prototyping im Innovationsmanagement
  • In tiefergehenden Projekt-Retrospektiven
  • Prozesskettenanalysen und Prozessmanagement
  • Value Stream Mapping

Du möchtest mehr wissen?

LEGO® SERIOUS PLAY® ist sehr einfach in der Anwendung, aber in der Theorie teilweise komplex, und ich habe hier nur in Grundzügen das wiedergegeben, was ich daran schätze und wofür ich es verwende. Wer sich näher mit der Methode befassen möchte, kann sich mit mir zu einer „Virtuellen Kaffeepause“ treffen und offene Fragen ventilieren: