Go4Agile – Die „Agile Transformation“ verstehen & gestalten

Die „Agile Transformation“ verstehen & gestalten

Wenn es doch nur so einfach wäre… Gerade wir, hier im Land der Denker & Dichter und in der Tradition von Hegel und Marx, glauben nur zu gerne, dass es bereits genügen würde, wenn wir ein „System“ auf den Kopf stellen und der „Rest“ sich dann schon wie von selbst ergibt.

Mit einer „Silver Bullet“ im Lauf allein lässt sich die „Agile Transformation nicht erledigen. Was auch immer Dich bewegt haben mag, Dich in Deinem Unternehmen dieser Herausforderung zu stellen, es wird eine Menge harter Arbeit auf Dich und Deine Mitarbeiter zu kommen. Wie stark Dein unternehmerischer Wille auch immer ausgeprägt sein mag, eine „Agile Transformation“ kannst Du nicht einfach so „von der Stange“ kaufen und soeben mal „Top-Down“ anordnen! Denn egal, was Du bisher gelesen hast, egal, welche Analysen Du gefahren hast und egal, wie gut Du glaubst vorbereitet zu sein – in dem Moment, wenn der Startschuss zur „Agilen Transformation“ in Deinem Unternehmen fällt, wird sich die Komplexität dieses Projekts in ihrer ganzen Pracht und Schönheit entfalten!

Doch wenn Du wirklich, im tiefsten Inneren Deines Herzens daran interessiert bist, Deine „Agile Transformation“ zum Erfolg zu führen, bereit bist die Ärmel hochzukrempeln und Dich auf den Weg zu machen, lies weiter –   es sich lohnt sich!

Das Ziel dieses Beitrags (und der in den kommenden Wochen folgenden Artikel) ist es, Dir grundlegende Einsichten und Erkenntnisse zu vermitteln, um Deine Chancen auf einen erfolgreiche „Agile Transformation“ zu erhöhen.

Let’s go 4 agile!

Definitiv wird “agil” in den letzten Jahren als cooles Synonym für “schnelles Reagieren auf Veränderungen” genutzt und auch missbraucht. Sein Ursprung in der Softwareentwicklung ist dabei längst in Vergessenheit geraten. Dort stand er als Synonym für eine diszipliniertere, flexible und auf den Kunden und seine Bedarfe hin ausgerichtete Form der Zusammenarbeit der Entwicklungsteams.

Werfen wir also zunächst einen Blick zurück an den Beginn dieses Jahrtausends…

The Agile Manifesto

Nach meinem Verständnis hat „Agilität“ viel zu tun mit Fokus, Anpassungsfähigkeit, Disziplin und mit der Bereitschaft und dem Willen, den Status quo meiner Arbeit als Unternehmerberater in Frage zu stellen. Und fast jeder, mit dem ich gesprochen habe scheint zu wissen, was agil bedeutet, und ich begegne auch immer wieder Menschen, die von der Existenz des Agilen Manifests nichts wissen oder es gar ignorieren.

Das „Agile Manifest“ wurde im Jahr 2001 veröffentlicht. Es verlieh dem Begriff “Agil” seine substanzielle Bedeutung – bezogen auf den Kontext der Softwareentwicklung. Das „Agile Manifest“ ist das Resultat von Lernerfahrungen der Autoren des Manifestes mit der rasant zunehmenden Komplexität ihrer Arbeit in der Entwicklung von Softwareprodukten. Diese Komplexität ließ sich mit den bis dato angewendeten Entwicklungs- und Projektmanagementmethoden nicht mehr bewältigen und es bestand die Notwendigkeit, etwas radikal Neues zu wagen: Eine wesentlich stärkere Konzentration auf den Kundennutzen und die enge Zusammenarbeit mit den Auftraggebern. Um dieses Ziel zu erreichen, bedurfte es völlig neuer Modelle, Methoden und Tools. Hier liegt der Ursprung der meisten Methoden und Ansätze, die heute als agile Methoden bekannt sind: Design Thinking, Scrum, Lean Startup, Kanban, Time Boxing, Daily Standups u.v.a.m.

Die Faszination und die Stärke des Agilen Manifests besteht darin, dass es einen komplett neuen Mindset zum Ausdruck brachte und Glaubenssätze formulierte, die eine tiefgreifende Identifikation mit ihm ermöglichte. Durch wertbasierte Prinzipien werden Mitarbeiter ermächtigt und ermutigt, sich den besten Weg im Sinne des Kunden zur Umsetzung der agilen Prinzipien in ihren Projekten zu erarbeiten.

Hier die vier Kernaussagen des „Agilen Manifests“

  • Individuen & Interaktionen mehr als Prozesse und Werkzeuge
  • Funktionierende Produkte und Dienstleistungen mehr als umfassende Dokumentation
  • Zusammenarbeit mit dem  Kunden mehr als Vertragsverhandlung
  • Reagieren auf Veränderung mehr als das Befolgen eines Plans

Wenngleich das Manifest in sich sehr eindeutig und klar ist (zumindest, wenn es mit der passenden Haltung gelesen wird), hat es in der Vergangenheit immer wieder zu erheblichen Missverständnissen geführt. Nicht selten höre ich Unternehmer und Projektmanager der alten Schule sagen: “… agile Teams machen, was sie wollen, sie folgen keinem Prozess und sie sind nicht kontrollierbar!“ oder “… agil funktioniert nur bei kleinen Projekten mit geringer Komplexität, bei denen man sich erlauben kann, ohne Dokumentation, Plan oder Prozess zu arbeiten…”.

Ein weiter Aspekt des Manifests, mit dem viele sich schwertun, sind die Wörter “mehr als” (Im Original „over“). Doch sich agil zu verhalten und zu arbeiten bedeutet für mich nicht, die linke Seite der Aussage der rechten vorzuziehen, sondern zu verstehen, wie ich die beiden Sichtweisen im Sinne des Kundennutzens in einer dynamischen Balance halten kann.

Doch genug der philosophischen Betrachtungen – Im nächsten Beitrag werden wir uns ganz konkret den Herausforderungen der „Agilen Transformation“ stellen uns und Schritt für Schritt passende Lösungsansätze erarbeiten.