13 intelligente Fehler im Umgang mit Komplexität

Umgang mit Komplexität

Und was Du tun kannst, um angesichts komplexer Aufgaben garantiert zu scheitern!

Es gibt eine Reihe von sehr intelligenten Fehlern, die wir immer wieder beobachten können, wenn Menschen in komplexen Entscheidungssituationen „optimale“ Entscheidungen treffen. Einige dieser Fehler kannst Du sehr schön an Dir selbst beobachten. Andere Fehler treten vor allem dann auf, wenn mehrere Menschen in einem Team zusammenarbeiten.

Eigentlich reicht es schon aus, diese Fehler zu kennen und darüber nachzudenken, ob sie einem nicht selbst schon einmal unterlaufen sind… und dann daraus zu lernen! Doch das klingt leichter gesagt als getan. Unser Verständnis von Intelligenz im Allgemeinen und Komplexität im Besonderen stehen in einem sehr ungünstigen Verhältnis zueinander. Denn „intelligentes Handeln“ kann zwangsläufig erst entstehen, wenn die Komplexität einer Angelegenheit „reduziert“ wurde – wie und von wem auch immer. Unser Unterbewusstsein liebt es einfach, sich die Welt einfach zu machen und wählt gerne den „short-cut“, die Heuristik auf seinem Weg zu einer Entscheidung. Positiv nennen wir das dann gerne „Intuition“. Vor allem, wenn’s gut ausgegangen ist…

Um diese typischen, intelligenten Fehler grundsätzlich zu verringern, habe ich diese hier für Dich zusammengefasst. Darüberhinaus findest Du am Ende des Artikels einen PDF zum Download mit konkreten Hinweisen, wie Du Deine Kompetenz im Umgang mit Komplexität im Leben nachhaltig verbessern kannst:

13 intelligente Fehler im Umgang mit Komplexität

1. Einkapseln

Bevorzugen von bekannten Vorgehensweisen in komplexen Situationen!
Wir stehen vor einer neuen Herausforderung, von der wir annehmen, sie nicht bewältigen zu können.
In dieser Situation weichen wir gerne auf (Fach-) Gebiete aus, auf denen wir uns gut auskennen oder bearbeiten die neue Aufgabe nur oberflächlich. Neue Lösungen oder Ansätze werden nicht gesucht; wir bleiben unter der „Decke des Vertrauten“. „Das haben wir schon immer so gemacht – hat in der Vergangenheit auch prima funktioniert!“

2. Pseudosicherheit

Das Gefühl von Sicherheit – auch wenn es nicht berechtigt ist!
Man kennt sich nicht gut in einem System aus und bildet deswegen willkürlich An-nahmen über das System. Gefährlich wird es, wenn wir nicht genau prüfen, ob die Annahmen tatsächlich in diesem speziellen Fall zutreffen. Wir reagieren allergisch auf Kritik, werden auch schon mal ruppig, wenn ein Kollege eine andere Meinung zu einem bestimmten Lösungsansatz hat. Je länger wir unsere eigene Annahme oder Vermutung hochhalten, ohne andere Meinungen an uns heranzulassen, desto stärker sind wir überzeugt, dass dies auch so stimmt…
…und das ist meist ein Trugschluss! Assumptions are the mother of all fuck ups!

3. (Über)- Generalisieren

Wir übertragen unser allgemeines Wissen auf jeweils ganz spezielle Situationen und Themenfelder – ohne Anwendbarkeit und Gültigkeit zu überprüfen!
In anderen Situationen hat uns unser Wissen geholfen – wir prüfen nicht mehr, ob es auch in der aktuellen Situation hilft, oder uns eventuell auf eine falsche Fährte führt und wir die Situation nur noch verschlimmern. Achtung: jede komplexe Situation ist einzigartig. Wir müssen also genau prüfen, ob wir unser Wissen auch tatsächlich übertragen können…

4. Ballistisches Verhalten

Wir treffen Entscheidungen und ergreifen Maßnahmen, ohne die Folgen davon zu beachten!
Wir ahnen, dass es negative Folgen geben könnte – aber es ist zu unangenehm, zu aufwendig, sich mit den möglicherweise negativen und unerwünschten Folgen seines eigenen Verhaltens auseinanderzusetzen. Wir verdrängen die möglichen Konsequenzen – und fallen dann später „rein“.

5. Aktionismus

Wir handeln nach dem „Feuerlöscher Prinzip“ – das Symptom wird bekämpft – nicht die Ursache!
Gerade dann, wenn eine Aufgabe besonders dringend oder sehr wichtig zu sein scheint, liegt uns viel daran, diesen unangenehmen Druck möglichst schnell loszuwerden. Tja, wir tun meistens lieber irgendetwas – auch wenn es das Falsche ist, anstatt uns hinzusetzen und der Sache auf den Grund zu gehen. Getreu dem Motto:
„Als wir unsere Ziele endgültig aus den Augen verloren hatten, verdoppelten wir unsere Anstrengungen!“

6. Handlungslähmung

Das Gegenteil des Aktionismus: Anstatt zu handeln suchen wir mehr und mehr Informationen, besprechen uns mit Kollegen und diskutieren jede mögliche Alternative!
Jeder weiß etwas zu unserer Frage beizutragen – nur hilft uns das nicht wirklich weiter. Wir verlieren das Ziel aus den Augen und haben das Gefühl, ohne noch mehr Informationen einfach keine Entscheidung treffen zu können. Und dann treffen wir meistens auch keine – oder aber eine, die viel zu spät kommt. „Wer nicht mehr weiter weiß, gründet einen Arbeitskreis.“

Übrigens: Im Englischen hat dieser Fehler den hübschen Namen „Paralysis by Analysis“!

7. Thematisches Vagabundieren

Die Dinge, die uns gerade in den Sinn kommen, werden sofort bearbeitet – bis die nächste Aufgabe auftaucht, die dann ebenfalls sofort bearbeitet wird!
Hier könnten wir ja jetzt mal schnell dieses und jenes noch erledigen, bevor wir das erste Problem lösen, tun das auch, stoßen schon wieder auf ein kleines, neues Problem, und auch hier könnten wir doch eben mal schnell … Schließlich und endlich haben wir viel gearbeitet und geschafft – nur nicht das, worum es ursprünglich ging!

8. Maßstabsverschiebung

Wir müssen in einer konkreten Situation einen Wert einstellen – und haben einfach momentan keine Ahnung, wie der „richtige“ Wert lautet. Was tun wir? Wir nehmen einfach 100% mehr als vorher – weil uns ein Anhaltspunkt fehlt, und 100% ist ja schließlich viel, oder? Kann aber auch zu viel sein – oder zu wenig! Oder wir nehmen einen Wert, mit dem wir bei einer ähnlichen Einstellung ganz gut lagen – auch wieder, ohne zu wissen, ob wir zu viel oder zu wenig tun! Vielleicht nimmst Du auch einfach Deine „Glückszahl“ als Maßstab…

9. Tendenz zur Überdosierung

Wir haben es versäumt, rechtzeitig zu handeln und veranlassen deswegen jetzt ein bisschen mehr desselben!
Die Trocknung der Lackfläche hätte bereits gestern beginnen müssen, schließlich ist ja morgen schon der Termin… also stelle ich einfach die Temperatur höher ein, dann wird es ja schließlich auch schneller trocknen!
Viel hilft viel – wo hast Du das schon einmal beobachtet? Und – hat es geholfen? Wahrscheinlich nicht! Kombiniert mit Fehler 4 ergibt das einen fantastischen Ansatz für ganz alltägliche Katastrophen…

10. Missachten zeitlicher Verzögerungen – „Bull Wipp-Effekt“ genannt

Wir tun etwas – und nichts passiert. Das kann doch nicht sein! Na ja – dann machen wir eben einfach noch einmal das gleiche. Immer noch nicht! Jetzt warten wir verwundert ein wenig – und dann kommt die Wirkung! Und zwar gewaltig; schließlich haben wir ja auch viel zu viel veranlasst.
Denn: Wenn ein Aspirin 2 Minuten nach der Einnahme noch nicht wirkt, dann ist es selten notwendig, gleich noch 3 Stück zu nehmen. Die helfen auch nicht schneller.
Unter https://de.wikipedia.org/wiki/Bierspiel findest Du dazu ein sehr schönes Beispiel. Mehr dazu auch in Peter Senge „Die fünfte Disziplin“.

11. Group-Think

Ein englischer Begriff, der meint, dass sich Teams häufig auf eine bestimmte Meinung einschwören …
und nur eine bestimmte Lösung der Aufgabe für die einzig richtige halten. Andere Vorschläge werden abgewiesen – denn wir wissen, was wir tun. Schließlich traut sich auch keiner mehr, gegen diese allgemeine Meinung zu „verstoßen“ – und so sinkt und sinkt die Qualität von Lösungen, die hier produziert werden. Aber: Auch das merkt keiner, bevor es zu spät ist. Die Katastrophe von Tschernobyl ist ein gutes Beispiel dafür – nachzulesen in „Die Logik des Misslingens“ von Dietrich Dörner.

12. Eindimensionales Denken

Die Welt – viel zu komplex, um sie immer genau zu verstehen. Deshalb müssen wir manchmal die Welt mit all ihren Zusammenhängen und Abhängigkeiten vereinfachen – und auch ebenso die Herausforderungen, denen wir begegnen. Meistens ist das ganz ok – doch nicht immer. Denn manchmal entgehen uns dadurch genau die Punkte, auf die es ankommt. Oder es dauert sehr lange, bis die eigentliche Frage dann endlich gelöst ist.

Also: Spot The Monkey! https://www.youtube.com/watch?v=IGQmdoK_ZfY

Die wirklich bedeutsamen Dinge haben meistens mehr als nur eine Ursache – und Deine Handlungen haben häufig mehr als nur eine (gewünschte) Wirkung…

13. Diese Informationen einfach ignorieren…

…und Angebote zum Download auf keinen Fall wahrnehmen.