OKR – Objectives and Key Results

Mehr als nur alter Wein in neuen Schläuchen?

OKR Methode – Objectives and Key Results

Ja, die Geschichte der „Management by…“-Modelle und anderer, seinerzeit hipper Methoden der Unternehmensführung ist lang und nur zu oft war die letzte Sau noch nicht ganz aus dem Dorf raus, da wurde schon wieder die nächste losgelassen. Alles begleitet von großen Heilsversprechen seitens der Beratungsindustrie und verbunden mit reichlich Hoffnung auf Seite des verunsicherten Managements.

Auf den Punkt gebracht

Der konzeptionelle Ansatz der OKRs („Objectives and Key Results“) unterstützt Menschen, Teams und Organisationen dabei, ihre jeweils relevanten strategische Ziele zu formulieren und im Tagesgeschäft konsequent im Blick zu behalten. OKRs sind eines der zentralen Leadership-Tools für agile & dynamikrobuste Organisationen in Zeiten der digitalen Disruption und der VUKA-Welt. Im Sinne der „Ambidrexten Führung“ vereinen OKRs Top-down-Führung mit Bottom-up-Engagement.

OKR kurz erklärt

OKRs sind ein agiles Zielvereinbarungssystem, dass die unternehmensinterne Kommunikation und Kooperation durch Transparenz verbessert, die strategischen Aufgaben der Mitarbeiter klar formuliert und die Ziele und Ergebniskennzahlen durch die ganze am Leitbild orientierte Organisation miteinander verknüpft.

Die OKR Systematik entwickelte sich in den 1980er Jahren. Andy Grove, CEO bei Intel übernahm das Modell des MbO (Management by Objectives) und passte es an die Situation bei Intel an. Er schuf so ein dynamisches und innovatives Vorgehen zur Definition und Entwicklung strategischer Unternehmensziele.

In den 90er Jahre übernahmen dann die beiden Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin das OKR-Konzept, nachdem sie es im Rahmen eines Vortrags von John Doerr* (ehemals Mitarbeiter bei Intel und Freund von Andy Grove) kennen gelernt hatten. Mit dessen Unterstützung verankerten sie es im Laufe der Jahre in der Unternehmens-DNA von Google. Den bis heute erfolgreichen Verlauf der Unternehmensentwicklung führen beide explizit auf den Einsatz des OKR-Konzeptes zurück.

Inzwischen findet das OKR-Konzept weltweit Anwendung in Unternehmen jeglicher Art und Größe.

Der Grundgedanke von OKR beruht auf zwei ebenso einfachen, wie genialen Fragen:

  • Wo wollen wir hin? (Objectives)
  • Wie können wir das erreichen? (Key Results)

Objectives haben dabei einen emotionalen und motivierenden Charakter, der dem Unternehmen / den Teams Zugkraft verleiht. Key Results sind die beeinflussbaren Messzahlen, mit deren Hilfe das Objective erreicht wird

  • Buchtipp: Measure Only What Matters von John Doerr – hier wird der gesamte OKR-Ansatz ausführlich beschrieben

Interne Vorteile

  • Effektive und klare Kommunikation
  • Transparenz
  • Mitarbeiterengagement
  • Visionäres Denken
  • Fokus auf und Umsetzung der wichtigsten strategischen Ziele des Unternehmens

Externer Nutzen

  • Nachhaltiges Unternehmenswachstum
  • Mitarbeiterbindung und Akquise von Talenten durch sinnstiftende Ziele und einem aktiven Beitrag aller MA zum Unternehmenserfolg
  • Bestmögliche Nutzung aller verfügbaren Ressourcen
  • Steigerung von Innovation und Produktivität

Die Basis sind Werte & Prinzipien

  • Alignement

    Nur wenn es einem Unternehmen gelingt, seine strategischen Ziele langfristig in Einklang zu bringen mit seiner Mission, Vision und seinen Werten wird es erfolgreich am Markt bestehen. Das Leitbild eines Unternehmens funktioniert wie der „Nordstern“, an dem alle Mitarbeiter ihr Tun ausrichten und ihren Beitrag leisten. Selbst die großartigen „Moon Shots“ (Google) werden so in umsetzbare Teilziele heruntergebrochen und die individuellen Visionen und Ziele der Mitarbeiter verbinden sich mit der des Unternehmens.

  • Transparenz

    Die Transparenz aller Objectives und Key Results im gesamten Unternehmen ist wesentlicher Bestandteil des OKR-Konzeptes. Bei Google haben rund 65.000 Mitarbeiter die Möglichkeit die OKRs ihrer Kollegen einzusehen. Top-Down ebenso wie Buttom-Up! Dies stärkt die Zusammenarbeit und das Verständnis füreinander. Gegenseitige Unterstützung über Team- und Bereichsgrenzen hinweg wird zur Selbstverständlichkeit.

    Doch Vorsicht: Diese radikale Transparenz kann zu Beginn auch Ängste schüren – vor allem dann, wenn das Unternehmen eine stark tayloristische, auf Misstrauen basierende Vergangenheit hat.

  • Commitment

    Wirkungsvolle Zielformulierungen entstehen stets dann, wenn sie von den Menschen formuliert werden, die tagtäglich für das Erreichen dieser Ziele verantwortlich sind. So entwickelt sich wahres Commitment und nicht nur Unternehmenstheater! Im OKR-Prozess werden individuelle Ziele und Teamziele Top-down und Buttom-Up zu einem homogenen Ganzen zusammengefügt.

  • Intrinsische Motivation

    Finanzielle Anreiz- und Belohnungssysteme sind Ausdruck einer Kultur des Misstrauens im Unternehmen. Sie kreieren keine langfristig wertvolle und starke Verbindung zwischen Mitarbeiter und Unternehmen. Intrinsische Motivation entsteht nur, durch die Identifikation der Mitarbeiter mit der Unternehmensvision (Leitbild) und den tatsächlich gelebten Werten. Intrinsisch motoviert ist, wer in seinem täglichen Tun Sinnhaftigkeit erkennt und Verantwortung für seine Ergebnisse übernehmen darf. Das OKR-Konzept fördert und fordert das Entstehen intrinsischer Motivation bei allen Beteiligten.

  • Selbstorganisation

    Selbstorganisierte Teamarbeit ist wahrlich nicht einfach! Es braucht ein hohes Maß an Vertrauen, effektiver Zusammenarbeit und Kommunikation, klarer Aufgabenverteilung, Eigenverantwortung und ein tiefgehendes Verständnis für die gesteckten Ziele.

    Führungskräfte stehen hier i.d.R. vor einem Paradigmenwechsel. „Order & Command“ und „Kontrolle“ waren gestern – ab morgen führt Vertrauen! Ihre Aufgabe besteht künftig im Setzen klarer Rahmenbedingungen, dem Bereitstellen von Ressourcen für das Erreichen der Ziele und vor allem in der Begleitung ihrer Teams durch Training, Coaching und Mentoring.

  • Kurze Zyklen

    OKRs werden i.d.R. für einen Zeitraum von drei Monaten definiert (=Zyklus). Hier liegt der große Nutzen eines OKR-Systems für das Unternehmen: Die Steigerung von Flexibilität und Schlagkraft. Denn in der sogenannten VUKA-Welt ist es ein enormer Vorteil, schnell, flexibel und trotzdem fokussiert auf Veränderungen in den Märkten reagieren zu können.

    Die Zykluslänge wird während der OKR Architekturworkshops definiert und vereinbart. Das kann situativ und kontextspezifisch variieren – je nach Entwicklungsstand eines Unternehmens.

  • Starker Fokus

    Inspirierende, großartige Ziele sind in Unternehmen häufig schnell formuliert. Doch die größte Herausforderung liegt in der Umsetzung! Wie heißt es so schön: „Machen ist wie Denken – nur krasser“ – und dann das Dilemma, den Erfolg auch noch messbar zu machen…

    Im OKR-Konzept gilt es maximal vier Objectives mit maximal je vier Key Results pro Mitarbeiter und Team je Zyklus zu formulieren. Es geht hier um die Konzentration auf das Wesentliche!*

    *Siehe dazu auch „EKS-Strategie“ und „Theory of Constrains“

  • Stetige Verbesserung

    Das OKR-Konzept baut auf dem „Agilen Manifest“ und dem „Dynamischen Selbstbild“ auf. Grundannahme ist die „stetige Selbstverbesserung“ durch kontinuierliches Lernen und Ausprobieren. Am Ende eines jeden OKR-Zyklus stehen Retrospektiven. Diese sind ein wesentlicher Bestandteil zum Sammeln von Lernerfahrungen und zur Ableitung von Maßnahmen für die Verbesserungen im nächsten OKR Zyklus. Doch Vorsicht! Im OKR-Konzept geht es nicht um Leistungsbeurteilung. Es dient ausschließlich der Unterstützung von Engagement und Commitment eines jedes Mitarbeiters für den Erfolg des Unternehmens!

Fazit

OKRs sind ein effektives Leadership-Werkzeug zur dynamikrobusten Ausrichtung einer agilen Organisation. Bewusst eingesetzt unterstützen OKRs Menschen, Teams und Organisationen sich bewusst Ziele zu setzen, Erfolgskriterien zu definieren und diese Ziele auch zu erreichen. OKRs motivieren und fokussieren auf das Wesentliche im Wertschöpfungsprozess und sorgen für ein Alignement der gesamten Organisation. Im Prozess einer „Agilen Transformation“ sind sie das Mittel der Wahl.