Das Geheimnis einer guten Change-Story

Vom Sinn und Zweck einer guten Change-Story

“Culture eats strategy for breakfast!” Peter Drucker, Autor und Ökonom

Change-Projekte brauchen eine gute Change-Story. Sicher, eine gute Change-Geschichte ist auch noch lange keine Garantie für das Gelingen eines Change Vorhabens. Doch eine gute Change-Story leistet einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen und erleichtert den „Aufbruch“ in den eigentlichen Changeprozess. Wenn sie gut gemacht ist, wirkt sie auf der emotionalen und kulturellen Ebene einer Organisation (Eisbergmodell) und sichert so die notwendige Unterstützung der betroffenen & beteiligten Menschen.

Doch was genau macht eine „gute“ Change-Story aus? Wie kannst Du in Deinem Change-Projekt eine „gute“ Change-Story entwickeln?

Rund 80% aller Change-Projekte scheitern, weil die davon betroffen Menschen in den Widerstand gehen und das Vorhaben bewusst oder unbewusst blockieren. Richtig – Widerstand gehört zum Kerngeschäft eines jeden Changemanagers – „Kein Widerstand, kein Change!“ – so brachte es Klaus Doppler in seinem Standartwerk „Change Management“ schon Anfang der Jahrtausendwende auf den Punkt. Und der erfolgreiche Umgang mit dem Phänomen „Widerstand“ erfordert ein großes Repertoire an passenden Interventionsmodellen und -werkzeugen. Doch leider ist die „Change-Story“ darin häufig nicht vorhanden oder sie wird als „nicht so wichtig“ eingestuft, somit vernachlässigt oder auch gleich ganz ignoriert.

Im Grunde genommen „funktioniert“ eine gute Change-Story wie ein guter Abenteuerfilm bzw. -roman und folgt einem universellen Skript. Egal ob in den Mythen und Heldensagen der alten Griechen oder in den modernen Märchen Hollywoods – im Kern folgen alle – mal mehr mal weniger – dem gleichen Muster. Ist dieses Muster einmal aufgedeckt und bewusst gemacht, haben wir eine hervorragende Vorlage für die Gestaltung unserer eigenen Change-Story!

Musst Du dafür Literatur, Kunstgeschichte oder das Filmemachen studiert haben? Nein! Es ist ein wenig so, wie mit dem Kuchenbacken – um einen leckeren Schokoladenkuchen backen zu können, braucht es keine Bäckerlehre und auch keine Bäckerei. Es genügen ein passendes Rezept, die notwendigen Zutaten, praktikables Handwerkszeug und viel Spaß an der Freude!

Was macht eine gute Change-Story aus?

Here we go!

Was haben die Geschichten von Jason und dem goldenen Fließ, Luke Skywalker im Krieg der Sterne oder Frodo Beutlin im Herrn der Ringe gemeinsam? Sie lassen sich in drei Phasen einteilen – den Aufbruch, das Abenteuer und die Rückkehr. Mit diesen drei Elementen haben wir bereits die Grundstruktur für unsere Change-Story! Schauen wir uns diese drei Phasen im Einzelnen genauer an:

Damit Menschen nicht bereits im Widerstand sind, bevor es überhaupt so richtig mit dem Change losgeht, müssen sie die Notwendigkeit der Veränderung verstehen, akzeptieren und auch (mit-) gestalten wollen. Das gelingt, wenn ihnen der „Need for Change“ – die Beweggründe, die Faktoren und Argumente für den Change vermittelt werden und so jeder seinen „Sence of Urgency“ entwickeln kann. Eine gute Change-Geschichte liefert dazu Informationen und schafft so Klarheit und Sicherheit bei den Beteiligten.

Der zweite relevante Aspekt in der Phase des Aufbruchs betrifft die Frage nach der Vorbereitung auf das kommende Abenteuer und die dafür notwendigen Fähigkeiten, Ausrüstungen und die notwendige Unterstützung seitens der Führung, um den Weg heil zu überstehen. Untersuchungen haben immer wieder gezeigt, dass die Furcht der Menschen vor dem „Versagen“ in der Phase des Abenteuers, mit die wichtigste Quelle für Widerstände in einem Changeprozess sind.  Dem entgegen wirkende Hinweise und Angebote gehören in jede gute Change-Story.

Als drittes braucht es ein attraktives Zielbild (eine Vision) und einen „Nordstern“, der den Menschen Orientierung bietet auf ihrem Weg durch den Change-Prozess

So können die Beteiligten die Zusammenhänge einer Veränderung verstehen und ihren Beitrag zum Erfolg der Veränderung leisten. Eine gute Geschichte baut eine emotionale Brücke zwischen dem „Ist“ und dem „Soll“ und spricht sie auf der unbewussten-emotionalen Ebene an. Und auf das Emotionale kommt es an: Denn erst wenn der Mensch sich für eine Sache begeistert und sich damit identifiziert, ist er bereit, seine Komfortzone zu verlassen und etwas Neues zu gestalten.

Die Phasen des „Abenteuers“ und der „Rückkehr“ werden in der Change-Story über das „Zielbild“, die Vision und den Nordstern kurz und positiv, aufmunternd und attraktiv beschrieben.

Doch was ist dabei zu beachten? Wann ist eine Change-Story gut? Wann erfüllt sie ihren Zweck und wann erreicht sie die Menschen?

Zur Orientierung, auf welche Fragen Deine nächste Change-Story Antworten liefern sollte habe ich Dir den nachfolgenden Fragenkatalog zusammengestellt. Anhand dieser Fragen kannst Du selbst das WAS, das WIE und das WARUM der geplanten Veränderung hinterfragen und Deine eigene Change-Story entwickeln und auf ihre Tauglichkeit hin überprüfen. Liefert Deine Geschichte Antworten auf alle Fragen? Erprobe die Geschichte in einem kleinen Kreis (Change Team), bevor Du sie veröffentlichst und geh bei jeder sich bietenden Gelegenheit und so oft wie möglich in den direkten Dialog mit den betroffenen und beteiligten Menschen. Frage immer wieder direkt nach und überprüfe, ob die Menschen die Geschichte wirklich verstehen. Verinnerlichen sie die „Story“ und können sie nun selber Antworten auf die relevanten Fragen geben? Wenn Dir das gelungen ist, so ist die Geschichte gut – bleiben Fragen offen, so hat Deine Geschichte noch Luft nach oben und sollte optimiert werden.

Fragen nach dem WARUM

Erläutern den Sinn und Wert der Veränderung.

  • Wie lautet das „Problem“?
  • Wo ist der „Need for Change“?
  • Warum ist die Veränderung notwendig und dringlich?
  • Was sind die Hintergründe dafür?
  • Was spricht aus Unternehmenssicht dafür?
  • Worin liegt der Mehrwert?
  • Welche Alternativen gibt es? Warum haben wir uns für diesen Weg entschieden?
  • Was würde passieren, wenn nichts passiert?

Fragen nach dem WAS

Definieren das Ziel und den Nutzen der Veränderung.

  • Was genau ist die Zielsetzung? Was soll das Ergebnis sein?
  • Was soll sich genau verändern?
  • Was bleibt wie es ist?
  • Welchen Zeitrahmen gibt es?
  • Worin liegen die Chancen?
  • Worin liegen die Risiken, die mit dieser Veränderung verbunden sind und wie werden wir ihnen begegnen?

Fragen nach dem WIE

Sprich offen und authentisch über die Konsequenzen der Veränderung.

  • Welche Konsequenzen hat das für alle Beteiligten? Für die einzelnen Einheiten?
  • Wer ist involviert?
  • Wer leitet den Change und ist Ansprechpartner?
  • Welche Mittel und Instrumente stehen zur Verfügung?
  • Wie werden sie auf das Neue vorbereitet?
  • In welchen Schritten gehen wir vor?
  • Wann haben wir das Ziel erreicht?
  • Wie werden wir die Erfolge feiern? (Bei Asterix & Obelix gab es am Ende eines jeden Abenteuers ein großes Fest im Dorf)

Alle Fragen passend beantwortet? Dann kommt es in einem weiteren Schritt darauf an, dass jeder im Changeteam und die Führungskräfte in der Organisation, die an dem Change beteiligt sind, diese Geschichte verinnerlichen und auf die gleiche Weise weitererzählen. Denn es ist entscheidend für den Erfolg des Transformationsprozesses, dass es hier ein 100%iges Commitment aller relevanten Stakeholder gibt! Solange das nicht sichergestellt ist, ist die Gefahr des Scheiterns im Change groß…